Wenn Sie Salat, Gemüse und Kräuter anpflanzen und dabei Saatgut aus dem Handel verwenden, haben Sie es vielleicht auch schon bemerkt: Manche Samen sind von zweifelhafter Qualität, im schlimmsten Fall sogar genmanipuliert oder mit Chemie haltbar gemacht. Daher sollten samen aus einer verlässlichen Quelle bezogen werden. Oft ist es sogar sehr sinnvoll, auf Regionalität zu achten. Denn wenn ein Gärtner aus Ihrem Ort oder Landkreis seine Pflanzen über Samen vermehrt, passen die daraus sprießenden Keimlinge schon recht gut zum Klima der jeweiligen Region. Denn, dass sich das regionale Klima zwischen München und Hamburg eklatant unterscheidet, ist nicht von der Hand zu weisen.
Wenn man sich mit dem Thema Saatgut auseinander setzt fallen oft folgende Begriffe die wir hier kurz erklären wollen:
Hybridsamen
Hybridsamen sind Samen, die aus einer Kreuzung entstanden sind. Gekreuzt werden bei Gemüse und landwirtschaftlichen Kulturen meist zwei reinerbige Elternlinien der gleichen Art. Bei Zierpflanzen werden häufig verschiedene Arten und sogar verschiedene Gattungen miteinander gekreuzt.
Bei der Hybridsamen-Züchtung aus reinen Linien der gleichen Art werden Vater- und Mutterlinie i. d. R. ganz normal durch Auslese (Selektion) gezüchtet – so wie der Mensch es seit Tausenden von Jahren macht und wie es auch die Evolution macht. Bei der Befruchtung zur Hybridsamen-Erzeugung muss dann dafür gesorgt werden, dass sich die Linien nicht selbst befruchten, sondern tatsächlich der Pollen der reinerbigen Vatersorte auf die Narben der reinerbigen Muttersorte gelangen. Da beide durch die Auslese gute Sorten (reine Elternlinien) sind, entstehen aus dieser Kreuzung Samen – und aus diesen Samen dann Pflanzen -, die bestimmte gute Eigenschaften haben. Solche Eigenschaften können die Wuchskraft, Blattgröße, Blattstellung, Blühfreudigkeit, Blütenfarbe, Blütengröße, Blühdauer, Fruchtform, Fruchtgröße, Geschmack und Inhaltsstoffe der Früchte, Ertrag, Transportfähigkeit, Lagerbarkeit und vieles andere betreffen. Außerdem wird Hybriden aus zwei reinen Linien grundsätzlich eine höhere Leistungsfähigkeit und Vitalität bescheinigt – das wird Heterosiseffekt genannt.
Hybridsorten (deklariert mit F1, Folgegeneration 1u als Zusatz bei Sortennamen), die in der konventionellen Landwirtschaft, aber auch in der Bio-Produktion lt. EU Bio-Verordnung erlaubt sind, bringen beim einmaligen Anbau für eine einzige Saison gewünschte Ergebnisse. Hybridsaatgut steht am Ende eines mehrstufigen Vermehrungszyklus mittels biotechnologischer Methoden. Doch schon die nächste Generation, die Pflänzchen aus den Samen der Hybridpflanzen, verlieren diese optimierten Eigenschaften.
Samenfestes Saatgut
Samenfest sind jene Pflanzen aus deren Samen Pflanzen mit denselben Eigenschaften wachsen wie deren Elternpflanzen. Die Eigenschaften der Pflanzen bewegen sich in einer Badbreite und sind nicht wie beim Hybriden bei allen Pflanzen gleich. Daher werden in der Landwirtschaft kaum noch samenfestes Saatgut verwendet.
Der Vorteil von samenfestem Saatgut gegenüber konventionellem Saatgut ist, dass die Samen der gereiften Früchte geerntet und daraus junge Pflänzchen gezogen werden können. So liefern samenfeste Sorten über Jahre beste Ernte und Qualität.
Ökologisches Saatgut
Ökologisches Saatgut muss nach EU-Verordnung (Nr. 834/2007) frei von gentechnisch veränderten Organismen sein und von Pflanzen gewonnen werden, die mindestens seit einer Generation ökologisch angebaut wurden. Dann darf das deutsche oder das EU-Bio-Siegel auf der Verpackung verwendet werden. Öko-Saatgut darf nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln “gebeizt” werden wie viele konventionelle Saaten. Die Qualitätssicherung von Öko-Saatgut umfasst neben der Reinigung auch physikalische Maßnahmen, zum Beispiel die Behandlung mit 50 Grad Celsius heißem Wasser mit anschließender Rücktrocknung. Darüber hinaus darf auch für die Entwicklung neuer Öko-Sorten keine Gen-Technik eingesetzt werden.
Gebeiztes Saatgut oder konventionelles Saatgut
Beim „beizen“ werden Pflanz- und Saatugt mit Pflanzenschutzmitteln vorbehandelt um sie vor Schädlichen und Krankheiten zu schützen. Konventionell erzeugtes Saatgut wird häufig mit Neonicotinoiden gebeizt. Dieses Mittel steht im Verdacht der Auslöser für das weltweite Bienensterben zu sein. Tests haben gezeigt, dass schon eine kleine Menge genügt, um Binen zu schwächen oder zu verwirren. Das Gift gelangt über die Pollen in den Bienenstock und schädigt dort den heranwachsenden Nachwuchs. In höherer Konzentration gelangt, das Gift durch den Abrieb beim Aussäen in die Umwelt, in dieser Konzentration ist es für Bienen tötlich.
Einkaufstipps
• Greifen Sie zu Saatgut aus biologischer Produktion, achten Sie dabei auf Bio-Gütesiegel wie z.B. (deutsche Gütesiegel hinzufügen) Austria Bio Garantie, Bio AUSTRIA oder das AMA-Biozeichen!
• Kaufen Sie Saatgut aus der Region und greifen sie zu alten, traditionellen Sorten! Die Vielfalt bringt nicht nur Abwechslung in Ihre Küche, sondern verbessert auch die Biodiversität (=Vielfalt der Tiere und Pflanzen) in Ihrem Garten!
• Verwenden Sie Saatgut, das zum Standort und den regionalen Gegebenheiten passt!
• Achten Sie auf das Abfülljahr, das auf der Verpackung angegeben ist! Kaufen Sie kein Saatgut, das älter als 1 Jahr ist.
• Bevorzugen Sie Verpackungen, die das Saatgut gegen Licht und Feuchtigkeit schützen!
• Hybridsaatgut erkennen Sie durch Hinweise auf der Verpackung wie “F1” oder “Hybrid”. Achten Sie darauf, dass Sie gentechnikfreie Hybride kaufen! Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall beim Gärtner Ihres Vertrauens!
Die günstigere Alternative ist es Saatgut selber herstellen
Am besten Sie kaufen beim Bio Händler oder beim Bauern Früchte und Gemüse und stellen daraus ihr eigenes Saatgut her. Die beim Bauern gekauften Lebensmittel und das daraus gewonnene Saatgut hat einen großen Vorteil: Die Pflanzen sind in Ihrer Region gewachsen und sind daher schon perfekt an das Klima angepasst. Außerdem finden Sie bei Ihrem Bio Bauern oft noch alte Sorten, diese sind meist nicht nur robuster sondern auch aromatischer. Natürlich muss es auch einen Nachteil geben, oft sind diese Sorten nicht so ertragreich aber für einen wesentlich intensiveren Geschmack nehme ich dies gerne in Kauf.
So können Sie das Saatgut gewinnen
❶ Reife Frucht ernten:
Zunächst brauchen Sie eine ausgereifte Frucht der gewünschten Gemüsesorte. Eine reife Frucht erkennen Sie meist an ihrem weichen Fruchtkörper. Ernten Sie allerdings nur die Früchte, die Ihre Erwartungen am besten erfüllen. Ernten Sie auch immer nur Früchte von gesunden Pflanzen. Zum einen hat die gesunde Pflanze ihre Stärke bewiesen und verspricht damit gute Erbeigenschaften, zum können auch Krankheiten über die Samen übertragen werden.
❷ Samen herauslösen:
Schneiden Sie nun die Frucht auf und lösen Sie die Kerne vorsichtig mit einem Löffel heraus. Je nach Art können Sie den Fruchtkörper auch über eine Schüssel halten und ausquetschen. Das klappt z.B. bei Tomaten sehr gut.
❸ Keimsperre überwinden:
Viele Samen verfügen über eine Art Keimsperre oder Samenruhe. Sie bildet einen Schutz gegen vorzeitiges oder falschzeitiges Keimen. Denn die Pflanze hat nur dann gute Chancen selbst keimfähige Samen hervor zu bringen, wenn die klimatischen Umstände es erlauben, Dazu ist in unseren Breiten das Aufgehen der Saat in der für die Pflanze richtigen Jahreszeit unumgänglich. So benötigen beispielsweise Apfelsamen Frost, Tomatensamen aber eine Gärung um den Keimschutz abzubauen.
❺ Samen trocknen:
Legen Sie die Samen zum Trocknen auf Backpapier, in einen Kaffeefilter oder auf etwas Küchenpapier. Sie müssen nun an einem luftigen Ort bei etwa 25 Grad trocknen.
❻ Samen kühl und dunkel lagern:
Sind die Samen getrocknet, geben Sie sie am besten in ein luftdichtes Glas. Stellen Sie dieses dann an einen kühln, trockenen und dunklen Ort. Schon im nächsten Frühjahr können Sie die Samen dann nutzen, um die leckere Nachkommenschaft der eigenen Pflanze anzubauen. Möchten Sie das Saatgut im nächsten Jahr noch nicht verwenden, ist das nicht weiter schlimm. Kühl, trocken und or Feuchtigkeit geschützt bleiben Samen mehrere Jahre keimfähig.
Wichtig
Sind die Samen schon älter als fünf Jahre, dann machen Sie vor der Aussaat am besten einen Keimtest. So sehen Sie, ob sich die Aussaat überhaupt noch lohnt.